Refit Unterwasserschiff: Phase 1

Refit Unterwasserschiff

Phase 1: Bürsten und Schleifen

Ein Refit des Unterwasserschiffes unserer Lankenau war nicht das, womit wir gerechnet hätten. Als wir die Lankenau vor dem Kauf in der Halle in Hasenbüren begutachteten, machte das Unterwasserschiff einen soliden Eindruck, was sicherlich auch daran lag, dass für die nächste Wasserung das Antifouling schon gestrichen war. Unsere Todo-Liste enthielt daher alles mögliche, nur nicht ein aufwändiges Refit des Bereiches unterhalb der Wasserlinie.

Der Kiel nach dem Dampfstrahlen mit zahlreichen Korrosionsstellen
Der Kiel nach dem Dampfstrahlen mit zahlreichen Korrosionsstellen

Beim Kranen im Herbst kam dann die Ernüchterung. Der bewusst sehr scharf eingestellte Strahl des Dampfstrahlers legte innerhalb von Minuten schonungslos offen, was uns einen arbeitsreichen Winter bescheren sollte: an zahlreichen Stellen blätterte ein Gemisch aus alten Antifouling- sowie weiteren Unterschichten ab. Das galt auch für den mächtigen Edelstahl-Hubkiel. Zunächst überwog die Wut darüber, dass uns das nicht vorher aufgefallen war. Je öfter wir jedoch darüber schliefen, umso mehr sahen wir das notwendige Refit als Chance, unser Unterwasserschiff und dessen Zustand kennen zu lernen und später genau zu wissen, was wir haben. Das galt insbesondere für den Kiel, da dieser vor einigen Jahren im Zusammenhang mit einer Unterwasserberührung mit einem unbekannten Objekt im Ärmelkanal von einer holländischen Werft repariert wurde.

Am Anfang dieser Phase stand das vollständige Einhausen des Unterwasserschiffs mit Plastikfolie, um die anderen Boote in der Halle nicht zu kontaminieren. Hier hat es sich bewährt, eine Folie der Kategorie „extra stark“ zu nehmen und nicht die normale Malerfolie. Für das Abkleben haben wir spezielles Klebeband verwendet, welches ein paar Wochen hält und den Lack dabei dennoch beim Abziehen schont.

Die insgesamt 6 Opferanoden wurden demontiert und nach Begutachtung für die Montage zur nächsten Saision zurückgelegt.

Alle Stellen nun, an welchen durch Abblätterung kein haftvermittelnder Grund mehr vorhanden war, wurden zunächst mit Winkelschleifer und Topfbürste behandelt. An den Stellen, wo Anzeichen von Korrosion am Aluminium sichtbar waren, wurde das Aluminium vollständig freigelegt. Da der Edelstahl-Kiel zum Korrosionsschutz mit zahlreichen Schichten Teerepoxy versehen war, erfolgte auch hier die sehr kraftraubende vollständige Entfernung bis auf den blanken Edelstahl. Das Ergebnis war beruhigend: alles in bester Ordnung – gut zu wissen, dass wir uns auf diesen Kiel verlassen können.

Anschließend wurden mit unserer Rotex, einer wahrhaft vernünftigen, wenngleich aber auch kostspieligen Investition, die Kanten an den Übergängen zwischen den einzelnen Schichten mit 40er Schleifpapier geglättet. Damit wurde für die nächsten Arbeitsschritte eine homogene und glatte Fläche geschaffen.

Bei allen zuvor beschriebenen Prozessen halfen Standscheinwerfer sowie insbesondere meine Lupine-Stirnlampe, welche mir auch schon beim Segeln im Dunkeln oft gute Dienste geleistet hat. Nur bei guter Ausleuchtung lassen sich unter Atemschutz die nötigen Details am Material erkennen.

Jahreszeitbedingter Selbstschutz mit Atem- Gehör- und Kälteschutz
Jahreszeitbedingter Selbstschutz mit Atem- Gehör- und Kälteschutz

Die einzelnen Arbeitsschritte hören sich vielleicht zunächst nicht so kompliziert an. Allerdings führt die breite und flache Form der Lankenau dazu, dass große Bereiche des Unterwasserschiffs nur sehr schwer zugänglich sind. Teilweise mussten die Arbeiten in niedriger Höhe oder sogar liegend über Kopf durchgeführt werden. Hierbei war es wichtig, die Hebelgesetze auf seinen Körper optimal anzuwenden und damit insbesondere den Rücken zu schonen.

An dieser Stelle möchte ich ein paar Worte zum wichtigen Selbstschutz sagen. Bei diesen Arbeiten werden zum einen hochgiftige Stäube freigesetzt, durch die Arbeit mit Topfbürste und Schwingschleifer können einem andererseits Fremdkörper um die Ohren oder ins Auge fliegen. Ferner sollten Gehör und Hände geschützt werden. Sinnvoll ist zudem die Verwendung von Schutzanzügen. Die billigen Maleroveralls sind nicht empfehlenswert, da deren Material zu kurzlebig ist und auch kein wirklicher Schutz gegen die umfassenden Stäube existiert. Es empfiehlt sich der Einsatz von hochwertigeren Schutzanzügen, die es im gut sortierten Fachgeschäft für Arbeitsschutz zu kaufen gibt. Die Kosten sind mit ca. 10 € pro Anzug überschaubar. Gut für die Knie sind Knieschoner, welche es im Baumarkt für kleines Geld gibt.

Bzgl. des Atemschutzes machten wir die ersten Versuche mit Halbmasken mit Filtern der Filterklasse P3 und separaten Schutzbrillen. Wir hatten zwar schon den Eindruck, dass die Halbmasken aufgrund des vorhandene Überdruckventils einen recht guten Schutz vor den giftigen Stäuben boten. Jedoch lag das Problem im ständigen Beschlagen der Schutzbrillen. Aufgrund dieser Erfahrung stellten wir dann um auf Vollschutzmasken von Dräger mit Filtern der Filterklasse A2P3.

Zusätzlich verwendeten wir einen Gehörschutz der oberen Preiskategorie aus dem Baumarkt sowie ebenfalls hochwertige und wärmeisolierende Schutzhandschuhe – in der Halle war es im Winter mangels Heizung teilweise empfindlich kalt.

Oberflächenbeschaffenheit nach Phase 1
Oberflächenbeschaffenheit nach Phase 1 – gut zu sehen die einzelnen Materialschichten – das ganze erinnert an eine Topographischen Karte

Die Phase 1 umfasste einen Arbeitsaufwand von 2 Mannwochen. Der Rumpf sah anschließend im Ergebnis aus wie ein Flickenteppich oder eine Vulkanlandschaft und machte alles andere als einen fertigen Eindruck.

So mancher frustrierende Moment entstand bei dessen Betrachtung vor dem Hintergrund der ganzen noch ausstehenden Arbeit: Aluminiumbehandlung, Spachteln, Schleifen, Grundieren, Antifouling…

 

Arbeitsgerät:

  • Winkelschleifer (Metabo)
  • Exzenterschleifer (Festool Rotex 150)
  • Staubsauger für Exzenterschleifer (Metabo)
  • Stecheisen
  • Schraubenschlüssel
  • Vollmasken
  • Gehörschutz
  • Schutzhandschuhe
  • Knieschoner
  • Hocker, Knie- oder Sitzkissen, alte Isomatte zum Liegen
  • Stirnlampe
  • Arbeitsstrahler

Verbrauchsmaterial:

  • ca. 50 Schleifblätter Körnung 40
  • 2 Topfbürsten klein
  • 4 Schutzanzüge
  • 4 Filter für die Halbmasken (jede Maske benötigt zwei Filter)
  • 2 Filter der Kategorie A2P3 für Vollmasken
  • Abdeckfolie extra stark
  • Klebeband (geeignet für mehrwöchiges Anbringen in z. T. feuchter Umgebung)