Bootselektrik-Refit – Vorgeschichte und Phase 1

Ein Bootselektrik-Refit wird früher oder später auf der Todo-Liste jedes Eigners einer betagten Fahrtenyacht erscheinen. Eine ordnungsgemäße und zuverlässige Ausführung der Bootselektrik ist ein wesentlicher Garant für ein unbeschwertes und sicheres Segelerlebnis. Auf einer Jolle größtenteils oder sogar vollständig vernachlässigbar ist der Anteil der Bootselektrik bei einer größeren Fahrtenyacht, wie unserer Lankenau, erheblich. Angefangen beim Landstrom zieht sich die Elektrik über Batteriedesign, die verschiedenen Ausführungen der Gleichstromnetze (12V, 24V), verschiedene Bussysteme (NMEA2000 / P-Bus), Navigationselektronik, Funktechnik bis hin zur Motorelektrik. In unserem Fall spielt ferner unser Aluminiumrumpf eine wichtige Rolle im Bezug auf die Gefahren verschiedener Spielformen der galvanischen Korrosion.

In der Phase des Kaufs der Lankenau haben wir uns soweit möglich mit der vorhandenen Dokumentation der Elektrik, der Durchführung von Sichtkontrollen und natürlich verschiedenen Funktionsprüfungen befasst. Auf diesen ersten Blick erschien alles gut, wobei uns schon damals klar war, dass hier ein nicht unerheblicher Bedarf einer Überarbeitung auf uns zu kommen würde.

Erste Maßnahmen

Batterien und Landstrom-Batterie-Ladegerät

Bereits in den ersten Wochen nach dem Kauf wurde deutlich, dass die 6 vorhandenen 12V-Batterien (gruppiert in 3 24V-Bänke) ihre besten Zeiten hinter sich hatten und auch das restlos unterdimensionierte und nicht mehr zeitgemäße Batterie-Landstrom-Ladegerät (Mascot 9041) ausgetauscht gehörte.

Wir entschieden uns daher Anfang 2017 für die Neuanschaffung von 6 AGM Batterien von Varta (LAD85 Professional Deep Cycle 85Ah) sowie eines Batterie-Landstrom-Ladegeräts von Sterling aus der “Procharge Ultra”-Serie. Damit war recht schnell ein weitestgehend störungsfreier Betrieb der wichtigsten Elektrikkomponenten möglich. Letztendlich fiel die Wahl auf das Procharge Ultra wegen der Möglichkeit der Anbindung von 3 Batteriebänken sowie einschlägigen Empfehlungen in Fachkreisen.

Funktechnik und Navigationselektronik

Die veraltete Navigationselektronik, bestehend aus Plotter und UKW-Funkgerät von Standard Horizon, sollte für die ersten Schläge im Jaderevier der Vergangenheit angehören. Aufgrund guter Erfahrungen im Rahmen eines Hand-gegen-Koje-Törns auf der Möwe 2 mit dem Skipper Reinhard Lauffer auf den Azoren haben wir uns für Komponenten von B&G entschieden (Windmessanlage, GPS, Plotter Zeus2, Logge/Lot, UKW-Funk), welche hervorragend zusammenspielen. Damit verbunden haben wir einen NMEA-2000-Bus in Betrieb genommen. Die Konzeption dieses Bus werde ich in einem separaten Blogeintrag vorstellen.

Ausweg Bootselektrik-Refit

Kabelsalat in der Hauptverteilung
Kabelsalat in der Hauptverteilung

In der immer intensiver werdenden Auseinandersetzung mit dem Status quo der Elektrik vor dem Hintergrund anstehender Renovierungen wurde sehr schnell deutlich, dass eine Sanierung weiter Teile der Bordelektrik nebst Integration zeitgemäßer Techniken unausweichlich werden würde. Letztendlich ausschlaggebend für die Aufnahme einer ersten konkreten Planungsphase für ein Bootselektrik-Refit waren immer mal wieder auftretende Schmorgerüche bei Motorfahrt, deren Entstehungsort sich aufgrund historisch gewachsener Kabelansammlungen hinter der Hauptverteilung nicht einwandfrei ermitteln ließ.

Phase 1 – Recherche

Während Kirstin das Teilprojekt Erneuerung der Dichtung der Rumpf-Decksverbindung anging, fiel mir das Projekt Bootselektrik-Refit zu. Schnell machte ich die Erfahrung, dass die einschlägigen Foren zwar punktuell weiterhelfen können, jedoch das stete Aufeinandertreffen diametral gelagerter Meinungen eher zu meiner Verwirrung beitrugen. Sehr geholfen haben mir folgende Quellen:

  1. Fachliteratur “Perfekte Bootselektrik” von Andy Johnson (DELIUS KLASING, ISBN 978-3-667-10684-1).
  2. Die Website des leider verstorbenen Manfred Kosthorst (http://www.kavenga-segeln.de) mit hervorragenden Hinweisen zur Vorgehensweise beim Refit der Elektroinstallation.

Geholfen haben mir beim Bootselektrik-Refit auch meine beruflichen Erfahrungen aus dem IT-Bereich, insbesondere die Bustechnologien haben mittlerweile mehr mit IT als mit Eleltrotechnik zu tun.

In den folgenden Blogeinträgen will ich den gesamten Bootselektrik-Refit-Prozess von der Planung bis zur Inbetriebnahme darlegen. Damit möchte ich jeden betroffenen Segelkameraden und Eigner zu ermutigen,  solche – zugegeben komplexen – Maßnahmen selbst durchzuführen. Auf Langfahrt kommt es am Ende des Tages darauf an, sein Boot in und auswendig zu kennen. Das gilt auch oder sogar insbesondere für die Elektrik.

 

Bootselektrik-Refit: Alte Hauptverteilung, zum Teil demontiert
Bootselektrik-Refit: Alte Hauptverteilung, zum Teil demontiert
Bootselektrik-Refit: Schaltpanels vor der neuen Hauptverteilung
Bootselektrik-Refit: Schaltpanels vor der neuen Hauptverteilung