Dieselmotor – Selbermann oder Fachbetrieb?

Der Dieselmotor ist sicher nicht das erste, woran man denkt, wenn man mit seiner Segelyacht das tut, wofür sie da ist: Segelnd das weite Meer genießen. In der Ausbildung zum Sportküstenschifferschein an der Segelschule Wannsee und Sportseeschifferschein bei mola auf Rügen habe ich jedoch die große Bedeutung des Motors als Bestandteil der Sicherheitsausrüstung schätzen gelernt und meine Schlüsse daraus gezogen.

Lankenau Dieselmotor
Marinisierter Dieselmotor Mercedes OM-615 der Lankenau

Im Falle unserer Lankenau handelt es sich, wie aus der technischen Beschreibung der Yacht hervorgeht, um einen gut 30 Jahre alten Dieselmotor von Mercedes, Typ OM-615, marinisiert von der Firma Schwarting, heute DMV in Rastede. Im Rahmen des Kaufs als solide aber bei weitem nicht mehr taufrisch eingestuft, machte die Maschine schon bei der Überführung durch einen nicht näher definierten Temperatur-Alarm auf sich aufmerksam. Dieser ließ sich zwar nicht mehr reproduzieren, jedoch gesellten sich in unserer vergangenen ersten Saison noch ein paar Beschwerden dazu: die Impellerpumpe war zunehmend im hinteren Teil undicht, das Wendegetriebe schaltete nicht zuverlässig aus dem Leerlauf in den Rückwärtsgang und einige an der Maschine verbauten Teile konnten nicht zweifelsfrei bezüglich ihrer Sinnhaftigkeit identifiziert werden. Jürgen Rutenberg konnten wir als Konstrukteur und Erbauer der Lankenau hierzu aufgrund seines Todes nicht mehr befragen.

Viel Zeit habe ich darin verwendet, mir in Foren bzw. durch Befragung von anderen Seglern Antworten auf die Fragen zu suchen. Teilweise ergab sich mir ein Bild von dem, was ich vielleicht in Eigenregie hätte erledigen können. Kurz darauf wurde ich wieder durch andere Meinungen verunsichert. Letztendlich haben wir uns darauf besonnen, was gute Seemannschaft ausmacht: es gibt Ausstattungsmerkmale an einem Boot, die müssen zuverlässig funktionieren. Letztendlich kann das eigene Leben oder das Leben anderer davon abhängen. Die Maschine gehört zweifelsfrei dazu. Also fiel die Entscheidung darauf, Geld in die Hand zu nehmen und sich fundierte fachliche Hilfe zu suchen.

Es lag nahe, sich nach dem Lieferanten des Dieselmotors aus dem Jahr 1986, der Firma Schwarting, zu erkundigen, war sie doch nicht allzu weit vom Liegeplatz Varel entfernt. Schnell war recherchiert, dass der Betrieb mittlerweile unter dem Firmennamen DMV firmiert und im letzten Sommer durch Übernahme der Geschäftsführung durch Oliver Schmitz einen Generationswechsel vollzogen hat. Der ersten telefonischen Kontaktaufnahme und einem obligatorischen Preisvergleich folgte ein reger Austausch von Datenblättern und Fotos mit dem Ziel, dass dann im Spätherbst ein wirklich gut vorbereiteter Vorort-Termin stattfinden konnte.

Im Rahmen dieses Termins wurde eine gründliche Inspektion durchgeführt, verbunden mit einer ausführlichen Einweisung in den Umgang mit der Maschine. Die Inspektion beinhaltete neben einer allgemeinen Sichtkontrolle den Wechsel von Motoröl und -filter, Luftfilter, Getriebeöl, das Einstellen der Ventile, die Feinjustierung des Schaltzuges des Wendegetriebes sowie eine ausführliche Einweisung in das fachgerechte Ein- und Auswintern der Maschine, welches ich dann zum Kran-Termin eigenständig vornehmen konnte. Ferner wurde ich in den Ausbau der Impellerpumpe nach dem Kran-Termin eingewiesen.

Später übergab ich die ausgebaute Pumpe zur Überprüfung der Firma DMV. Nach wenigen Tagen wurden wir unter Zuhilfenahme von Fotos über den Zustand der Pumpe und die beiden Alternativen der Ertüchtigung der alten Pumpe im Vergleich zum Einbau einer neuen informiert. Unsere Entscheidung fiel trotz geringfügig höherer Kosten auf die Beschaffung einer neuen Pumpe. Die Eigenrecherche im Internet führte zunächst nicht zum gewünschten Ergebnis, sie endete oftmals im Ausland mit vielen Unwägbarkeiten. Somit beauftragten wir die DMV mit der Neubeschaffung inklusive der Vorbereitung für den Einbau. Die Kosten für die Inspektion sowie die Neubeschaffung der Wasserpumpe waren seriös und transparent kalkuliert.

Letztendlich haben diese beiden Maßnahmen mit gut 1,5 Tsd. Euro natürlich ein empfindliches Loch in unserem Budget hinterlassen. Wenn ich aber nun auf der anderen Seite betrachte, wie viele gute Tipps ich im Zusammenhang mit dem Umgang mit unserer Maschine erhalten habe und wie selbstbewusst ich seitdem mit den Motorkomponenten umgehen kann, muss ich doch feststellen, dass sich unsere Entscheidung gelohnt hat. Es zahlt sich eben aus, auf Profis zu setzen.

Schließlich wollen wir alle nur das Eine: unbeschwert segeln…

Lankenau Nassauhafen
Die Lankenau im Wilhelmshafener Nassauhafen