Auf dem Teller gedreht trotz Doppelruder?

Im letzten Jahr charterte ich unbedarft eine nagelneue Sun Odyssey 379, Rund Rügen sollte nach zweimal linksrum auch mal rechtsrum gesegelt werden. In den Tests wurde die 379 aufgrund der Doppelruderanlage eine hervorragende Manövrierfähigkeit unter Segeln attestiert. Wie auf Schienen sollte sie sich trotz Krängung ihren Weg durch’s Wasser suchen. Da wollte ich mal mitreden.

Bei ordentlich frischer Brise konnte ich mich mit meinem Sohn Markus auf den beiden ersten Schlägen Breege – Glowe sowie Glowe – Lauterbach tatsächlich davon überzeugen. Aber meine sonst bei jeder Windstärke bevorzugten klassischen An- und Ablegemanöver mit Springbeteiligung gerieten zur Farce. Ohne Anstrahlung des Ruders ließ sich die Yacht bei den herrschenden starken Winden nahezu gar nicht manövrieren. Einparken nur mit hoher Geschwindigkeit – Wer hat sich denn so eine Konstruktion ausgedacht?

Beim Kauf der Lankenau war das zunächst ein Thema: Jürgen Rutenberg war der erste, der mit Doppelruderanlagen experimentierte. Die Lankenau hat eine solche Anlage und auch sie segelt insbesondere bei Lage wie auf Schienen. Aber andererseits lässt sie sich im Stand zu Pirouetten überreden, was aus der genialen Konstruktion resultiert. Er brachte unmittelbar hinter der Schraube ein drittes Ruderblatt an, welches als sogenanntes Beckerruder konstruiert ist. Typisch für ein Beckerruder ist die bewegliche Flosse an der hinteren Kante des Ruders. Sie klappt zusätzlich in Richtung des Ruderausschlags ein und sorgt für eine stärkere Umlenkung des Wasserstroms. Hinzu kommt, dass Beckerruder und Kiel so angeordnet sind, dass durch die optimale Hebelwirkung kein Vortrieb entsteht. Die Lankenau dreht sprichwörtlich auf dem Teller. Soetwas habe ich noch nicht erlebt.

Damit ist sie als Ketsch mit knapp 39 Fuß Länge auch unter Maschine extrem wendig und lässt sich dank Mittelklampe auch einhand hervorragend unter Springeinsatz an- und ablegen.

So macht enges Manövrieren Spaß!