Boatoffice in Kiel mit NOK-Passage

Morgenidylle im NOK (Foto aus 2025)

Im Zusammenhang mit der Nachrüstung von Lazybags und Segelpersenningen sollte die Lankenau im Juli 2023 für ein paar Tage nach Kiel verholt werden. Im Zeitalter stabiler mobiler Internetverbindungen konnte das ohne Urlaub erledigt werden. Mobiles Arbeiten auf dem Boot stellt heutzutage kein Problem mehr dar. Bereits eine stabile 5G-Verbindung ermöglicht gutes und performantes Arbeiten. Mittlerweile habe ich in 2025 für Häfen mit mangelnder oder instabiler 5G-Verbindung zusätzlich sehr gute Erfahrungen mit Starlink gemacht.

Mein mobiles Büro mit neuen Lazybags und Persenningen (WIP)

So standen also an verlängerten Wochenenden Überführungsschläge von Varel nach Kiel und zurück an. Gemeinsam mit Segelkamerad Andreas fand ich mich für die Hinroute in Varel ein. Wie es manchmal so ist, spielte uns zunächst das Wetter in Form von Ausläufern einer Trogwetterlage einen Streich. Wir mussten den Starkwind zunächst in Varel abwettern.

Verholen nach Kiel

Der Schlag Varel – Cuxhaven gelingt gut im Zeitfenster einer Tide. Gesagt, getan. Mit der ersten Schleusenöffnung 2,5 Stunden vor Hochwasser Wilhelmshaven ging es im Spätnachmittag raus. Klar war, dass wir erst tief in der Nacht Cuxhaven erreichen würden. Bei schwachem NE-Wind war aufgrund des engen Zeitplans nicht an Segeln zu denken. Zunächst dem Jadefahrwasser folgend ging es auf Höhe der Tonne 12A nordostwärts durch die Mittelrinne, wo wir dann nach 4 sm das Weserfahrwasser auf Höhe Tonne 13 erreichten.

Nach dessen Querung setzten wir Kurs auf den Leuchtturm Alte Weser, welchen wir nördlich passierten, um mit nordnordöstlichem Kurs die Nordergründe zu queren. Auf Höhe der Tonne 1 des Elbefahrwassers schwenkten wir in selbiges ein. Relativ schnell stellte sich dann der einlaufende Strom ein, welcher unsere Geschwindigkeit über Grund bald auf ca. 8 kn brachte. Jede Nachtfahrt, insbesondere natürlich durch so stark befahrene Seeschifffahrtsstraßen, wie die Elbe, muss gut vorbereitet sein. Wenngleich Plotter, Radar und AIS eine gute Unterstützung bieten und natürlich auch von uns genutzt wurden, sollte auch eine aktuelle Seekarte zur Hand sein, um die jeweiligen Tonnen nach Passieren dort abzuhaken. So ist man auch bei Totalausfall der Bordelektrik vor der Lage. Um 03:00 Uhr machten wir entspannt im Yachthafen der Seglervereinigung Cuxhaven fest.

Cuxhaven und Tanken

Das Thema Tanken spielt in Bezug auf die Passage des Nord-Ostsee-Kanals selbstverständlich eine wichtige Rolle. Die Länge des Kanals beläuft sich auf knapp 53 Seemeilen. Für die Durchfahrt muss man also ca. 10 Stunden Motorfahrt rechnen. Tanken kann man von der Nordsee kommend nur in Cuxhaven in eben diesem Yachthafen der Seglervereinigung Cuxhaven. Die Tankstelle in Brunsbüttel im NOK kann aus steuerlichen Gründen nicht von deutschen Sportbooten genutzt werden und die nächste nutzbare Tankstelle im NOK befindet sich dann in Rendsburg nach knapp 35 sm.

Bei der Einfahrt in den Cuxhavener Yachthafen muss man je nach Tidenphase mit sehr starker Querströmung rechnen (bis zu 4 Knoten – das gilt für alle Häfen in Cuxhaven). Ich empfehle jedem, gegen den Strom in die Hafeneinfahrt einzufahren. So lässt sich das Boot gut manövrieren und man braucht nicht mit hoher Geschwindigkeit in den Yachthafen einzufahren.

Die Bunkerstation befindet sich direkt rechter Hand hinter der Hafeneinfahrt. Die Tankstelle ist rund um die Uhr per Selbstbedienung nutzbar. Der Tankautomat nimmt EC- und Kreditkarten.

Weiter nach Brunsbüttel

Um den recht kurzen Schlag die Elbe herauf bis Brunsbüttel bei einlaufendem Strom zu absolvieren, hieß es dann erst im Nachmittag nach dem Bunkern von Diesel „Leinen los“. Unter Fock und Besan gelangten wir zügig bei zeitweise mitlaufendem Motor zur Schleuse Brunsbüttel. Der Sportboot-Wartebereich befindet sich östlich der Schleusenanlage am Nordufer der Elbe.

Der Nord-Ostsee-Kanal

Bevor ich ein paar eigene wertvolle Hinweise für die NOK-Passage gebe, möchte ich auf die Infos für Sportboote zum NOK sowie das Merkblatt im pdf-Format verweisen. Die Lektüre gehört auf jeden Fall zur Törnplanung und gibt wichtige und wertvolle Tipps. So erhält man neben allgemeinen Verhaltensregeln Auskunft über die Liegestellen für Sportboote und die Tagfahrtzeiten. Diese sind nicht, wie man denken mag, von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang sondern sind für jeden Monat dort geregelt (Für uns galt z. B. Ende Juni eine Tagfahrzeit von 02:30 bis 22:00 Uhr). Ferner werden die für die Sportboote relevanten Lichtsignale an den beiden Schleusen sowie den zahlreichen sogenannten „Weichen“ (Ausweichstellen für die Berufsschifffahrt) erläutert.

Die berühmte Schwebefähre in Rendsburg (leider seit einiger Zeit wegen technischer Probleme außer Betrieb)
Die Fregatte Oldenburg bei der NOK-Passage

Die Schleuse Brunsbüttel

Die Lichtzeichen geben Informationen, wann in die Schleuse eingelaufen werden kann. Ein vorheriges Mithören von „Kiel Kanal 1“ auf UKW 13 gibt einen guten Überblick über die Planung der Schleusendisponenten und die Wartezeiten. In der Regel werden Sportboote separat in den alten Schleusen geschleust. Die Fender müssen so tief wie möglich, also direkt oberhalb der Wasseroberfläche – gehängt werden. In den Schleusenkammern befinden sich ganz niedrige Holz-Schwimmstege. Dort müssen die Leinen durch auf dem Boden befindliche Ösen geführt werden. Einhand ist es etwas kniffelig, da man zwingend runter auf den Steg muß. Es ist aber letztendlich gut beherrschbar, wenngleich es empfehlenswert ist, es zuvor mit Crew einzuüben. Das Tragen einer Rettungsweste ist für das absteigende Crewmitglied neuerdings Pflicht, wobei der Sinn durchaus einzusehen ist.

Etwas ungewohnt ist, dass es kein Lichtsignal zur Ausfahrt aus der Schleuse gibt. Wenn das Tor aufgefahren ist, geht’s sofort los.

Sollte man kurz vor Ende der Tagfahrzeit bei Brunsbüttel einschleusen, empfehle ich eine Übernachtung im Yachthafen Brunsbüttel. Man macht dann nach der Ausfahrt aus der Schleusenkammer unter Beachtung des restlichen Schleusenverkehrs eine 180 Grad-Wende nach backbord. Neben der Hafengebühr kann man beim Hafenmeister, welcher in der Regel am Spätnachmittag Rundgänge macht, direkt auch die Kanalpassagegebühr entrichten. So handhabten wir es, denn unser Plan war es, den NOK vollständig in einem Tag zu durchfahren. Im Restaurant am Hafen kann man bei gelegentlicher Livemusik recht gut essen.

Falls man die NOK-Passage direkt nach der Schleusung beginnt, bleibt einem nichts anderes übrig, als die Kanalpassagegebühr online zu buchen. Die Website der WSV ist etwas hakelig und man muss mehrmals hintereinander identische Informationen eingeben. Für die Online-Buchung muss man bei vorhandener Seefunkanlage seine MMSI angeben. Alles in allem ist die Buchung unproblematisch.

Der einzige Bezahlautomat an der Sportbootwartestelle vor der Schleuse Kiel-Holtenau war bei den letzten Passagen außer Betrieb. Vermutlich ist die Benutzung aufgrund der Onlinebezahlmöglichkeit nicht mehr gewünscht. Manchmal wird auch noch während der Schleusung bar kassiert.

Die Passage

Die oben genannten Infos geben alle wichtigen Informationen und sollten gut studiert werden. Einige praktische Verhaltenstipps möchte ich dennoch kurz geben. Die Passage wird unter Motor durchgeführt. Reines Segeln ist nicht erlaubt, das Setzen von unterstüztenden Segeln ist gestattet. Das heißt aber nicht, dass man die Segel eingepackt lässt. Im Sinne guter Seemannschaft sollte für den Fall eines Motorausfalls mindestens das Vorsegel stets klar zum Setzen sein. Selbstverständlich ist auch der Anker klar zum Fallen. Fällt der Motor aus, wird es in der Regel nicht im ungünstigsten Moment passieren. Aber insbesondere während Überholmanövern durch große Fracht- oder Tankschiffe ist ein Ausfall kritisch. Hier muss man fix entscheiden, wie man aus der Breduille kommt (Segel raus, wenn der Wind es zulässt – zur Not ein Ankermanöver). Hierüber ist dann auch die zuständige Verkehrszentrale umgehend über UKW zu informieren.

Ansonsten hält man sich recht unauffällig immer am rechten Rand des Kanals. Hierbei ist jedoch ein guter Abstand zum Ufer zu halten, da sich bei Passage großer Berufsschiffe der Wasserspiegel durch Sogwirkung erheblich reduzieren kann (wir haben schon 2 m beobachtet). Wir fahren stets so, dass wir eine Wassertiefe von ca. 6-8 m haben. Kommt es zu Überholungen oder Begegnungen mit sehr großen Schiffen (sie gehören zu den Verkehrsgruppen 5 oder 6) muss man ggf. frühzeitig mehr Platz machen. Da handhaben wir es dann so, dass wir uns bei der Annäherung auf 5 m Tiefe quetschen, damit der Kanallotse nicht unter Stress gerät. Während der eigentlichen Passage vergrößern wir dann nach Möglichkeit wieder den Abstand zum Ufer.

Die Verkehrszentralen

Das Mithören des Revierfunks ist unerlässlich. Für die erste Hälfte von Brunsbüttel bis zur Weiche Breiholz ist „Kiel Kanal 2“ via UKW-Kanal 02 zuständig. Von dort bis Kiel-Holtenau ist es „Kiel Kanal 3“ via UKW-Kanal 03. In regelmäßigen Abständen informiert die Verkehrszentrale in einem Bericht zur Verkehrslage über die Position sämtlicher Berufsschiffe, welche west- und ostwärts unterwegs sind. Jedes Berufsschiff ist einer Verkehrsgruppe (1-6) zugeordnet. Der Verkehrsgruppe 6 gehören die größten Schiffe an. Manche Schiffe haben zusätzliche Einschränkungen. Meist laufen mehrere Schiffe in Paketen. Nicht selten werden einzelne oder mehrere Schiffe in den Weichen über die Lichtsignale zum Warten gezwungen, um die Begegnung entgegenkommender Schiffe innerhalb der viel breiteren Weichen zu ermöglichen. Ein Teil der Lichtsignale sind für Sportboote irrelevant. Lediglich ein rotes Funkelfeuer am Anfang einer Weiche verbietet auch Sportbooten die Einfahrt. 3 rote unterbrochene Feuer übereinander bei der Ausfahrt aus der Weiche verbieten die Ausfahrt. Das Verhalten in diesen Fällen ist dem Merkblatt zu entnehmen.

Übernachtungsmöglichkeiten

Das Merkblatt gibt Auskünfte über die wenigen Stellen, wo Sportboote während der Nachtfahrtzeit übernachten können. Wer Rendsburg noch nicht gesehen hat, kann in den dortigen Häfen einen Stopp machen. Ansonsten empfehlen wir neben der Liegestelle im Gieselaukanal zwei offizielle und recht schöne und von uns gerne genutzten Liegemöglichkeiten:

In der Weiche Dückerswisch kurz hinter km 20 gibt es westlich des Kanals eine Liegestelle. Hier kann man sich an Dalben gut festmachen und es ist eigentlich recht idyllisch. Nur die immer wieder vorbeifahrenden großen Schiffe sind etwas störend und machen auch ein wenig Schwell. Durch Zufall erfuhren wir im übrigen, dass der durch das Metal-Festival „Wacken“ bekannte gleichnamige Ort unweit von Dückerswisch liegt… .

Morgendliche Idylle bei Dückerswisch

Schon ziemlich nahe bei Kiel-Holtenau gibt es dann bei km 85 südlich des Kanals den Flemhuder See. Er bietet etwas mehr Platz. Es gibt hier ebenfalls Dalben zum Festmachen. Leider ist offenbar neuerdings das Ankern dort gemäß Beschilderung bei der Einfahrt verboten, wenngleich die Möglichkeit des Ankerns in den oben genannten Infos noch erwähnt wird.

Im Flemhuder See liegt man deutlich ruhiger als bei Dückerswisch.

Blick in den Flemhuder See

Wie eingangs erwähnt, hatten wir uns entschlossen, noch abends in Kiel anzukommen. Insofern ging es um 03:30 Uhr los. Die Schleuse Holtenau erreichten wir um 14:40 Uhr, also nach gut 11 Stunden. Am Wartesteg für Sportboote war wieder einmal großes Hallo. Die Lankenau ist vielen insbesondere älteren Seglern auf Elbe, Weser und Jade ein Begriff und so trafen wir hier Vereinskameraden der Rutenbergs des Segelvereins Bremen mit ihrer Aluyacht.

Die Schleuse Kiel-Holtenau

Früher wurde in vier Schleusenkammern geschleust (wie in Brunsbüttel). Seit einigen Jahren sind jedoch die beiden alten Schleusenkammern außer Betrieb und wurden schlichtweg zugeschüttet. Aufgrund dieser Tatsache kann es hier schonmal etwas länger dauern (wir haben selber schon bis zu 2 Stunden gewartet). Die Wartestelle für Sportboote befindet sich bei Transfer in Richtung Kieler Bucht am Nordufer des NOK kurz vor den beiden nicht mehr in Betrieb befindlichen alten Schleusenkammern.

Schleusenkammer in Kiel-Holtenau

Die Bedingungen bzgl. Festmachen in der Schleuse sind hier identisch zu Brunsbüttel. Allerdings dauert der Schleusengang meist nur kurz, da das Niveau von NOK und Ostsee dicht beieinander liegt.

Boatoffice in Düsternbrook und Rückreise nach Varel

Der Aufenthalt in der Kieler Förde begann just nach Ausfahrt aus der Schleuse mit einer Kontrolle durch die Wasserschutzpolizei. Während hier „nur“ mein Bootsführerschein, das SRC-Funkzeugnis und die Zulassungsurkunde für die Seefunkstelle kontrolliert wurde, wird aktuell (also in 2025) im Jadebusen mittlerweile zusätzlich das Mitführen aktueller oder aktuell berichtigter Papier-Seekarten kontrolliert.

Um 16:15 machten wir im Olympiahafen Düsternbrook fest und Andreas verließ mich Richtung Heimat. Für mich folgte eine sehr entspannte Woche Boatoffice.

Seltener Besuch in der Kieler Förde

Zwischendurch erhielt ich Besuch von Faber+Münker in Sachen Lazybags und Persenninge und am Ende der Woche konnte die Rückreise nach Varel beginnen. Kirstin war dazu Freitagmittag mit der Bahn angereist. Am Samstag erreichten wir nach einem langen Motortag Cuxhaven bei Windgeschwindigkeiten oberhalb von 20 Knoten. Das Verholen an die Tankstelle war sportlich. Aufgrund der Windvorhersage für Sonntag entschieden wir uns, die Lankenau in Cuxhaven zu parken.

Ganz schön kabbelig in Cuxhaven beim Tanken

Bei unseren Freunden vom LCF im Amerikahafen fanden wir wie schon so häufig Unterschlupf vor den stürmischen Winden.

Gut abgefendert ließen wir die Lankenau im Amerikahafen zurück

Eine Woche später unterstütze mich Segelkamerad Cord-Jochen dabei, die Lankenau nach Varel zu holen. Der Schlag begann ab Cuxhaven nach kurzer Nachtruhe bereits um 2 Uhr. Mit ablaufendem Wasser kamen wir unter Segeln gut die Elbe raus und konnten mit einlaufendem Wasser in die Jade rauschen. Da wir ausreichend Zeit hatten, übernachteten wir in Horumersiel (Wangersiel).

Am nächsten Morgen schoben wir uns schon recht kurz nach Niedrigwasser durch den Priel in Richtung Jadefahrwasser und genossen die Vorzüge des niedrigen Tiefgangs der Lankenau.

Im Priel von Wangersiel

Auf dem letzten Stück bis Varel rauschten wir bei halbem Wind jenseits von 20 Knoten in den Jadebusen. Die Lankenau bescherte uns mit über 9 kn über Grund auf ihrem Lieblingskurs ein herrliches Segelerlebnis.

Zurück in Varel mit den neuen Lazybags und Persenningen